Entstehung, Nutzung und Bedeutung an Land und auf See

Windenergie-Anlagen an Land sind in Deutschland eine tragende Säule der Energiewende – effizient, kostengünstig und umweltfreundlich. Wie entsteht Windenergie an Land?

Wind entsteht durch die ungleichmäßige Erwärmung der Erdoberfläche durch die Sonne – beispielsweise wird Land schneller warm als Wasser: Warme Luft steigt auf und es entstehen Tiefdruckgebiete, kalte Luft sinkt ab und bildet Hochdruckgebiete. Die Luft strömt dann vom Hoch- zum Tiefdruckgebiet – das ist Wind.

Windenergieanlagen nutzen diese kinetische Energie, indem der Wind die aerodynamisch geformten Rotorblätter in Bewegung setzt. Die Drehbewegung wird über die Nabe auf die Rotorwelle übertragen. Ein Getriebe verstärkt oft die Drehzahl, um den Generator effizient anzutreiben. Der Generator wandelt mechanische in elektrische Energie um. Ein Transformator passt die Spannung des Stroms für die Netzeinspeisung an. Die Effizienz hängt ab von der Windgeschwindigkeit, der Größe der Rotorblätter und der technischen Ausstattung.

Raupenkran hebt ein Rotorblatt einer Windkraftanlage
Raupenkran hebt ein Rotorblatt einer Windkraftanlage

Maren Winter/Shutterstock

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Erkennst du anhand der Beschreibungen, um welches Element einer Windkraftanlage es sich handelt? Wähle das richtige Bauteil aus.

  1. Je höher das Bauteil ist, desto breiter muss es am Fuß sein. Es ist zeitweise hohen Belastungen ausgesetzt, denen es unter allen Betriebsbedingungen sicher widerstehen muss.
  1. Es ist in der Regel kreisförmig und reicht mehrere Meter ins Erdreich, damit die durch den Wind auf die Konstruktion wirkenden Kräfte aus allen Windrichtungen gleichmäßig verteilt werden.
  1. Sie identifizieren die Windrichtung und Windgeschwindigkeit und sind mit einem Regler verbunden, um die Gondel und Rotor auszurichten.
  1. Ein sicherheitsrelevantes Bauteil, das dafür sorgt, dass die Anlage bei Störungen, Wartungsarbeiten oder extremem Wind verlangsamt oder gestoppt werden kann.
  1. Seine Aufgabe ist die Umwandlung der langsamen Drehbewegung der Rotorblätter in die viel schnellere Drehbewegung, die der Generator zur Stromerzeugung benötigt.
  1. Dieses Bauteil überträgt die Drehbewegung der Rotorblätter auf die Rotorwelle.
  1. Dieses Element hat die Aufgabe, die elektrische Spannung des erzeugten Stroms so anzupassen, dass er verlustarm ins Stromnetz eingespeist werden kann. Es erhöht die Spannung von etwa 400 V bis 1.000 V auf 20.000 V (20 kV) (Mittelspannungsnetze) oder 110.000 V (110 kV) (Hochspannungsnetze).
  1. Diese beweglichen Bauteile sind so konzipiert, dass sie Auftrieb erzeugen, wenn der Wind darüber strömt. Ihre Form, Größe und Neigung beeinflussen die Leistung der Anlage.

Vorteile und Herausforderungen von Windenergie an Land (Onshore Wind)

Windenergie, die an Land gewonnen wird, zählt mit Stromgestehungskosten zwischen rund 4 und 9 Cent pro Kilowattstunde zu den kostengünstigsten Erneuerbaren-Energien-Technologien. Stromgestehungskosten sind die Kosten, die entstehen, um Strom zu produzieren – also vom Bau der Anlage, Betrieb, Wartung bis hin zum Abbau am Ende der Laufzeit.

Moderne Windräder nutzen etwa 45 bis 50 Prozent der Energie, die im Wind steckt – das ist enorm viel. Nach wenigen Monaten hat eine Anlage so viel Energie erzeugt, wie für ihre Produktion nötig war, und liefert dann 20 bis 25 Jahre nahezu emissionsfreien Strom. Damit spart Windenergie Millionen Tonnen CO₂ und verringert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Importen.

Ein wichtiger Faktor bei dem Bau einer Anlage sind die Naturschutzauflagen. Zum Beispiel müssen beim Bau und Betrieb von Windrädern Vogel- und Fledermausarten sowie empfindliche Lebensräume geschützt werden. Das kann die Auswahl der Standorte und den Betrieb einschränken.

Windpark in Nordfriesland, Schleswig-Holstein, Deutschland
Windpark in Nordfriesland, Schleswig-Holstein, Deutschland

Thorsten Schier/Shutterstock

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Überlege, welchen Einfluss die folgenden fünf Faktoren auf die Effizienz einer Windkraftanlage haben können. Stelle dazu die Schieberegler ein. Lies erst danach den Infotext.

Faktor: Windhöffigkeit

Die Windhöffigkeit gibt an, mit wieviel Wind an einem Standort gerechnet werden kann.

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Einfluss: Windhöffigkeit

Wind weht nicht überall gleichmäßig oder gleich stark. An manchen Orten weht der Wind nur selten, wie beispielsweise in Tälern. Solche Standorte kommen für Windkraftanlagen nicht in Frage. Auf großen Freiflächen, beispielsweise auf dem Meer, an Küsten oder auf weiten Feldern, und in Höhenlagen weht der Wind am häufigsten, am stärksten und am gleichmäßigsten. Norddeutschland mit der Ostsee, der Nordsee und vielen Landwirtschaftsflächen ist windreicher als Süddeutschland mit seinen vielen Bergen und den Alpen.

Faktor: Windrichtung

Die Windrichtung gibt an, aus welcher Richtung der Wind weht und auf eine Windkraftanlage auftrifft. Sie kann sich schnell und häufig ändern. Windenergieanlagen können so gedreht werden, dass sie den Wind aus jeder Richtung gut nutzen können.

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Einfluss: Windrichtung

Die Windrichtung ist grundsätzlich nicht entscheidend, denn moderne Windenergieanlagen können sich in jede Windrichtung drehen. Am effektivsten ist es jedoch, wenn der Wind konstant aus einer Richtung kommt und keine Neuausrichtung nötig ist.

Faktor: Windgeschwindigkeit

Die Windgeschwindigkeit gibt an, wie schnell der Wind weht. Sie ist eine Kenngröße dafür, wieviel Energie der Wind enthält und wieviel Strom erzeugt werden kann.

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Einfluss: Windgeschwindigkeit

Je höher die Windgeschwindigkeit an einem Standort ist, desto höher kann der Energieertrag einer Windenergieanlage und eines ganzen Windparks sein. Mit zunehmender Höhe nimmt die Windgeschwindigkeit zu. Bei sehr hohen Windgeschwindigkeiten müssen Windräder jedoch abgeschaltet werden und bei zu niedrigen lohnt ein Betrieb nicht. In Bodennähe bremsen Hindernisse wie Bäume oder Gebäude den Wind und erzeugen Turbulenzen. Die Windgeschwindigkeit hat einen großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Windenergieanlage.

Faktor: Windturbulenzen

Windturbulenzen sind kurzfristige Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen, die einen unregelmäßigen Luftstrom erzeugen. Sie können natürliche Ursachen haben, z. B. unterschiedliche Lufttemperaturen, die ausgeglichen werden. Sie treten oft auch in Orten mit vielen Gebäuden auf.

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Einfluss: Windturbulenzen

Windturbulenzen können z. B. durch Berge, Hügel, Bäume, Gebäude oder andere Windräder hervorgerufen werden. Bei Offshore-Windanlagen können Meeresströmungen und Änderungen der Wassertemperatur Windböen erzeugen. Turbulente Luftströme wirken unregelmäßig auf die Rotorblätter von Windkraftanlagen, was dazu führt, dass weniger Strom als bei stabilen Windverhältnissen erzeugt werden kann. Plötzliche Turbulenzen erzeugen außerdem Vibrationen an der Anlage, die zu mechanischen Verschleiß führen können. Windturbulenzen sollten möglichst geringgehalten werden.

Faktor: Luftdichte

Luft besteht aus unterschiedlichen Molekülen, die zusammen die Luftmasse bilden. Luftmassen sind u.a. durch Feuchtigkeit, Temperatur und Luftdruck gekennzeichnet. Treffen unterschiedliche Luftmassen aufeinander, entsteht Wind. Die Luftdichte gibt an, wieviel Luftmasse sich in einem bestimmten Volumen befindet. (Einheit: Kilogramm pro Kubikmeter, kg/m3).

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Einfluss: Luftdichte

Die kinetische Energie des Windes hängt davon ab, wie viel Masse Luft sich bewegt. Diese Masse ist direkt proportional zur Luftdichte. Je dichter die Luft, desto mehr Energie kann die Windkraftanlage bei gleicher Windgeschwindigkeit erzeugen. Die Luftdichte schwankt abhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck. Ein Unterschied von 5 % bei der Luftdichte führt zu einem 5 % Unterschied in der Energieausbeute – bei sonst gleichen Bedingungen.

Nutzung und Standorte in Deutschland

Die Onshore-Windenergie ist die Stromerzeugungstechnologie mit dem größten Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland.

Laut EEG 2023 und Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) sollen bis zum Jahr 2030 115 GW installierte Leistung an Land und 30 GW auf See erreicht werden. Um diese Ziele zu erreichen, braucht es vor allem schnellere Genehmigungen, mehr Flächen für Wind- und Solaranlagen sowie den zügigen Zu- und Ausbau von Erzeugungsanlagen und Netzen.

Windkraftanlagen in Niedersachsen, Deutschland
Windkraftanlagen in Niedersachsen, Deutschland

Hansekopter/Shutterstock

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Welche der Aussagen sind richtig, welche falsch? Überlege erst und tippe dann die Checkbox an, um die Lösung zu erfahren.

Bedeutung in Europa und der Welt

Windenergie ist heute weltweit eine der wichtigsten Arten, Strom zu erzeugen. Auch in Europa ist sie zentral für den Umbau der Energiesysteme hin zu mehr Klimaschutz und Klimaneutralität. Ende 2024 waren in der EU insgesamt rund 285 GW Windkraftleistung installiert, davon etwa 248 GW an Land und 37 GW auf See. Bis 2030 sollen in Deutschland insgesamt 115 Gigawatt Wind an Land und 30 GW Wind auf See installiert sein.

Global betrachtet führt China den Markt an: Ende 2024 betrug die dort installierte Windkraftleistung rund 520 GW, gefolgt von den USA mit etwa 150 GW. In beiden Ländern sind die jährlichen Investitionen in Windenergie höher als die für fossile Kraftwerke.

Windenergie auf See (offshore)

Offshore-Windenergie ist ein zentraler Baustein der Energiewende. Sie ergänzt die Onshore-Windenergie als zuverlässige, kostengünstige und umweltfreundliche Energiequelle mit hohen Volllaststunden.

Volllaststunden – Kennzahl für den Ertrag von Windkraftanlagen

Eine Volllaststunde ist ein Maß dafür, wie ertragreich eine Windkraftanlage arbeitet – unabhängig davon, wie oft sie tatsächlich mit voller Leistung läuft. Je höher die Volllaststunden, desto besser sind die Windbedingungen, desto mehr Strom wird erzeugt.

Moderne Groß-Anlagen so hoch wie der Eiffelturm

Die Technik von Offshore-Windrädern entwickelt sich sehr schnell. In Deutschland liegt die durchschnittliche Leistung aller bisherigen Anlagen bei rund 6 MW. Die neuen Anlagen, die 2024 gebaut wurden, kommen schon auf durchschnittlich 13 MW pro Anlage – ein klarer Fortschritt.

Ab 2025 werden erstmals Anlagen mit Nennleistungen von 15 MW in Deutschland zugebaut. Diese Anlagen haben eine Gesamthöhe von rund 330 Metern und sind damit genauso hoch wie der Eiffelturm. Eine einzige Rotorumdrehung der neuen Anlagen reicht aus, um rechnerisch vier deutsche Haushalte für einen Tag mit Strom zu versorgen.

Offshore-Windparks werden in Deutschland in zunehmend größeren Entfernungen zur Küste – teils über 100 km entfernt – gebaut, was spezielle Anforderungen an die Netzanbindung und den Bau der Anlagen stellt. Gleichzeitig wollen auch Schifffahrt, Fischerei, Militär und Naturschutz die begrenzten Flächen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) für sich beanspruchen.

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Stelle eine Vermutung an: Welcher der folgenden vier Faktoren wirkt sich am stärksten auf die Stromgewinnung aus? Tippe das Symbol an.

Bedeutung der Offshore-Windenergie in Deutschland

Offshore-Windparks erzielen im Vergleich zu Onshore-Anlagen besonders hohe Volllaststunden und arbeiten damit wesentlich effizienter.

Vorteile der Offshore-Windenergie

  • Hohe Energieausbeute: Offshore-Windräder liefern mehr Strom, weil der Wind auf See stärker und gleichmäßiger weht. Dadurch haben sie höhere Volllaststunden als andere erneuerbare Energien.
  • Große Flächen: Auf dem Meer können besonders leistungsstarke und hohe Anlagen gebaut werden, die viel Strom erzeugen und damit helfen, CO₂ zu reduzieren und die Klimaziele der EU und Deutschlands zu erreichen.
  • Wirtschaft und Innovation: Der Ausbau schafft Jobs, stärkt die Wirtschaft und bringt neue Technologien, vor allem in der Schifffahrt voran.
23 MW Leistung: der Offshore-Windpark vor der Insel Samsø, Dänemark
23 MW Leistung: der Offshore-Windpark vor der Insel Samsø, Dänemark

Maria Galvin/Shutterstock

Herausforderungen der Offshore-Windenergie

  • Netzausbau an Land: Dadurch werden Verluste durch Netzengpässe vermieden.
  • Hohe Investitionskosten: Der Bau, die Installation und der Netzanschluss von Offshore-Anlagen müssen zunächst finanziert werden. Die Kosten sind in den letzten Jahren durch Inflation, teure Energie, Rohstoffe und Probleme in den Lieferketten gestiegen.
  • Regeln und Genehmigungszeiten: Komplizierte Vorschriften, lange Genehmigungsverfahren und zu wenig Hafen- und Transportkapazitäten können Projekte verzögern.
  • Flächenproblematik: Wenn Windräder zu nah beieinanderstehen, nehmen sie sich gegenseitig den Wind weg. Das verringert die Stromausbeute und macht die Anlagen weniger effizient.

Unterrichts­vorbereitung

Wind- und Wasserkraftwerke und die Energiewende

Arbeitsblätter SEK I

www.planet-schule.de
Experimente zum Thema Wind

Materialien Grundschule & SEK I

https://medienportal.siemens-stiftung.org/

Audio & Video

Windenergie und Wasserkraft

Video

www.planet-schule.de
Windräder

Video von IG Windkraft

YouTube

Spiele & Experimente

Strom aus Strömung

Windkraft Simulator

www.planet-schule.de
Windkraftanalagenbau

Spiel

www.energie-macht-schule.de

Linktipps

Die Kraft des Windes

Experiment

www.stiftung-kinder-forschen.de
Windkraft für SEK I und II

Experimentierkoffer

www.3male.de